Eine Institution im mennonitischen Zeitungswesen dankt ab. In der aktuellen Ausgabe der Mennonitischen Post vom 31. März erklärt Laura Kalmar vom Herausgeber MCC Kanada: „Mit Bedauern gebe ich den Rücktritt von Kennert Giesbrecht als Schriftleiter der Mennonitischen Post bekannt.“
Tausende Leser in vielen Ländern werden diese Nachricht mit großem Bedauern zur Kenntnis nehmen. Die Mennonitische Post, die auf Deutsch in Steinbach, Manitoba, vom MCC herausgegeben wird, ist die erfolgreichste mennonitische Zeitschrift. Zum Zielpublikum gehören die konservativen, zumeist plautdietsch sprechenden Mennoniten in Kanada, Mexiko, Bolivien und Paraguay. Was besonders auffällt: Über die Hälfte der Zeitschrift machen Leserbriefe aus.
21 Jahre Chefredakteur
21 Jahre leitete Kennert Giesbrecht als Chefredakteur die Post. Die MCC-Mitteilung fasst die Leistungen Giesbrechts zusammen: „Während dieser Zeit hat er etwa 475 Ausgaben der Zeitschrift veröffentlicht. … Unter Kennerts Leitung hat sich die Leserschaft mehr als verdoppelt. Über die Jahre hat Kennert tiefe und wichtige Beziehungen in plattdeutschen Gemeinschaften/Kolonien in Nordamerika und Süd-und Zentralamerika aufgebaut.“
„Ich atme mit der Post im Hinterkopf“
So wichtig wie Kennert für das MCC war, so wichtig nahm er auch seine Arbeit: „Ich atme mit der Mennonitischen Post im Hinterkopf“, sagte er mir in einem Interview mit „Plautdietsch Frind“. „Wenn ich nachts aufwache, denke ich an meine Arbeit. Wenn ich in der Kirche sitze, überlege ich, was ich von der Predigt für die Post verwenden kann. Wenn ich mit Freunden plaudere, höre ich genau hin, denn vielleicht ist da etwas Beachtenswertes für die Zeitschrift. Wenn ich reise – sogar im Urlaub, schreibe ich in Gedanken schon wieder Berichte für die Zeitschrift.“
Hauptziel: die Steigerung der Bildung
Zu seinen Zielen als Chefredakteur sagte der ehemalige Lehrer: „Wir wollen, das Menschen mehr lesen, besser informiert sind, sachlich informiert werden sowie ihre Sprache und ihren Wortschatz verbessern.“ Bildung hat er groß geschrieben. Und so bemühte er sich, neue Werte zu vermitteln, ohne aber seine Leser zu überfordern. Der nahe Kontakt mit seinen Lesern war ihm und dem MCC wichtig: 2020 hatte er etwa 125 Mennonitenkolonien besucht. Dort war er bekannt und schon eine kleine Berühmtheit. In den Leserbriefen beschwerten die Menschen sich, wenn er „ihre“ Kolonie ausgelassen hatte.
Nachfolger gesucht
Kennert Giesbrecht ist seit 1993 mit Gredel Bergen verheiratet. Sie haben zwei Töchter und einen Sohn. In Paraguay war er bis zu seinem Wechsel nach Kanada Lehrer an der Sekundarschule. Seine Frau ist Krankenschwester. Über die Gründe für seinen Rücktritt schweigt sich das MCC aus. Wer Kennert Giesbrechts Nachfolger wird, steht noch nicht fest: „In den kommenden Monaten werden wir uns bemühen, Ersatz für Kennert zu finden“, schreibt MCC-Mitarbeiterin Laura Kalmar. „Ich weiß, dass alle treue Leser der Mennonitischen Post mit uns einstimmen, wenn wir Kennert für seine 21 wunderbaren Jahre herzlich danken.“ Aber noch ist er nicht weg: Noch bis Oktober 2023 hält er das Ruder der Mennonitischen Post fest in der Hand.
Horst Martens