Foto: Dr. Bernhard Thiessen präsentiert im Mai 2023 die Ausstellung über die Mennoniten in der DDR. ©Horst Martens
Knuth Hansen, ein allseits beliebter Mensch, war Stasi-Spitzel und Mitarbeiter des russischen Geheimdienstes KGB während der Jahre 1980 bis 1990. Hansen war gleichzeitig auch Pastor der Mennonitengemeinde der DDR. In einem umfangreichen Bericht in der Evangelischen Zeitung schreibt Tanja Kasischke darüber.
Video „Gemeinde unter Beobachtung“
Aufgedeckt hat diesen Sachverhalt der Theologe und Kirchenhistoriker Bernhard Thiessen. Er erstellte eine Dokumentation über die Geschichte der Mennoniten in der DDR, die an verschiedenen Orten ausgestellt war, unter anderem beim Gemeindetag der AMG (Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden) im Mai 2023 in Neuwied, wo ich sie auch gesehen habe. Neben der Ausstellung hat Thiessen den Film „Gemeinde unter Beobachtung“ erstellt, den er jetzt in Köpenick zeigte. Bei den Recherchen zu seiner Arbeit stieß Thiessen auf Knuth Hansen. Thiessen fand ferner ein Interview, dass der Niederländische Mennonit Fokke Fennema schon 1992 mit Hansen geführt hatte. Das Filmmaterial floss in den Film ein.
Methodistenprediger und MfS-Mitarbeiter wurde sein enger Freund
Der noch junge Hansen wird laut Tanja Kasischke ab Ende der 60-er Jahre vom Methodistenprediger und MfS*-Mitarbeiter Gerd Bambowsky gefordert. Hansen studiert in Berlin Theologie und wird Pastor der Landeskirche. „Hansen und Bambowsky gehen eine private Beziehung ein“, berichtet Tanja Kasischke. „Seine Homosexualität hält Hansen sein ganzes Berufsleben lang geheim.“
Einflussreicher IM predigt ahnungslosen Mennoniten
Das MfS baut Hansen in der Folge zum einflussreichen IM** auf. Als Theologe soll er nach dem Willen des MfS eben auch eine Gemeinde leiten. 1980 wird er laut Kasischke der Gemeinde in Berlin-Friedrichshain vorgestellt, nachdem er zwei Jahre lang Gemeindepfarrer in Brandenburg war. Gemeindevorsteher Walter Jantzen ist skeptisch wegen der guten Beziehungen Hansens zum Staat, aber Hansen beruhigt ihn, die seien notwendig, wenn er seine Arbeit verrichten wolle. Er wurde also Mennonitenprediger in Ostberlin. Seine Stasi-Akte wird in den letzten Dezembertagen 1989 vernichtet, wie Thiessen herausfindet. Ob und wie Hansen der Mennonitengemeinde in Ostberlin geschadet hat, darüber gibt es in dem zitierten Artikel keine Angaben.
*Ministerium für Staatssicherheit / ** Inoffizieller MfS-Mitarbeiter
[…] Wiedere Infos: Stasi-Spitzel war Mennoniten-Pastor – Menno-Welt […]