Mennoniten bei der Ernte in der Siedlung Salamanca in Campeche, Mexiko. ©Horst MartensMennoniten bei der Ernte in der Siedlung Salamanca in Campeche, Mexiko. ©Horst Martens

Foto: Mennoniten bei der Ernte in der Siedlung Salamanca in Campeche, Mexiko. ©Horst Martens

„Mennonitische Kolonien haben in Lateinamerika im letzten Jahrhundert dramatisch expandiert“, stellen vier Geografie-WissenschaftlerInnen von der McGill Universität in Montreal, Kanada, fest. Um zu diesem Resümee zu kommen, muss man nicht unbedingt Geografie studieren. Aber Yann le Polain de Waroux, Geografie-Professor aus Belgien, Janice Neumann1, Anna O’Driscoll1 und Kerstin Schreiber offenbaren darüber hinaus weitere spannende Erkenntnisse.

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Keine typischen Bauern

Sie nennen ihre Arbeit „Fromme Pioniere: Die Expansion mennonitischer Kolonien in Lateinamerika„. Das Werk ist komplett im Netz zu finden, allerdings auf Englisch. Mennoniten erscheinen ihnen „wie eine Mischung aus kleinbäuerlichen und kapitalistischen Landwirten“. Sie wirken eher wie Kleinbauern: Der bäuerliche Betrieb ist eher klein. Außerdem hat das Soziale einen höheren Stellenwert als das Anhäufen von Vermögen bei Kapitalisten. Allerdings seien in Mexiko und Paraguay auch zunehmend größere Betriebe anzutreffen. Wenn man die Siedlungen als Ganzes betrachtet, ergibt sich ein anderes Bild: „Als Organisationen agieren die mennonitischen Kolonien jedoch ähnlich wie transnationale kapitalistische Agrarbetriebe, indem sie den Zugang zu großen Landflächen aushandeln, ihre eigenen Straßen bauen und große Mengen an Kapital sowie beträchtliches Know-how an ihre neuen Standorte transferieren.“

Pioniere im Konflikt mit Indigenen

Die Mennoniten haben nach Ansicht der Autoren „häufig die Rolle von Pionieren übernommen und die landwirtschaftliche Entwicklung in abgelegenen und nicht bewirtschafteten Regionen vorangetrieben“. Dadurch geraten sie häufig in Konflikte mit indigenen Völkern, die hier leben. Kritisiert werden sie auch oft wegen der Missachtung von Umweltgesetzen. Ihre Vorliebe für abgelegene Gebiete hängt mit dem Willen zusammen, ihre religiösen Vorstellungen zu bewahren. Die drei Geografen sind der Meinung: Am offensichtlichsten ist die Vorherrschaft religiöser Prinzipien nicht nur bei Migrationsentscheidungen, sondern auch bei der Wahl des Siedlungsortes.

Opferbereitschaft und Wille zu harter Arbeit

Die Entfernung zu den Märkten spielte eine geringere Rolle als bei anderen „Akteuren an der Agrarfront“: „Hier ist es jedoch eine Klasse von Akteuren, die Abgeschiedenheit suchen oder zumindest genug Abgeschiedenheit, um äußere Einflüsse zu minimieren.“ Daher zeigen die Mennoniten eine höhere Opferbereitschaft und einen ausgeprägten Willen zu harter Arbeit. Sie beweisen erfolgreich, dass Landwirtschaft in abgelegenen Regionen möglich. „Das macht Landwirtschaft in ihrer Umgebung attraktiver und folglich bleiben Kolonien selten sehr lange
in sich geschlossene Inseln.“

Für die Unternehmen ergeben sich für die Autoren fünf Fragen für zukünftige Forschungsunternehmen, die hier aber nicht ausgeführt werden sollen. Wer das komplette Werk lesen will, soll hier klicken.

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2 Gedanken zu „Mennonitenkolonien: Kleinbauern-Siedlungen oder kapitalistische Unternehmen?“
  1. Hallo Horst,
    solltest Du vielleicht in absehbarer Zeit eine Übersetzung in Spanisch oder Deutsch zu einem erschwinglichen Preis finden, wäre ich für einen Hinweis von Dir dankbar.
    mit mfg : Peter Nickel (ehemaliger Neu-Halbstadt/Chaco Py)
    email : p.nickel@t-online.de

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