Neue Missbrauchsfälle aus Bolivien gemeldet
Der Film „Die Aussprache“ über mennonitische Frauen in Bolivien, die von mennonitischen Männern vergewaltigt wurden, lässt uns in lähmenden Schock zurück. Manche mögen denken: Ist ja Gottseidank schon über zehn Jahre her. Doch erneute Missbrauchsfälle in der mennonitischen Gemeinschaft in Bolivien zeigen: Die Männer haben nichts kapiert.
Im Oktober 2022 beschloss die Mennonitin María H. W., 30 Jahre, ihr Schweigen zu brechen. Sie zeigte die Vergewaltigungen und Demütigungen an, die sie seit 2019 von ihrem Ehemann in der Mennonitenkolonie Sabinal in Roboré, Bolivien, erlitten hatte. Ihr Vater unterstützte sie, indem er als Übersetzer diente. Das berichtet die Zeitung Eju! am 14. Februar.
Vergewaltiger wird trotz der Beweise freigelassen
Der Angeklagte wurde verhaftet, aber am 9. Januar 2023 von Richter Héctor Yabeta Alba trotz der gegen ihn vorliegenden Beweise freigelassen. Marías Verteidigung hat Berufung eingelegt, um die Freilassung ihres Angreifers rückgängig zu machen.
Die Departementsvereinigung für Menschenrechte von Santa Cruz (Addhh), die Fälle von Gewalt und Rechtsverletzungen in den Mennonitenkolonien überwacht, wird bei der Anhörung als Beobachter anwesend sein, erklärte ihr Präsident Víctor Hugo Velasco gegenüber Página Siete. „Wir werden als Beobachter bei der Anhörung anwesend sein, um die Aufhebung des Urteils von Richter Héctor Yabeta zu erwirken, Der Mann hätte nicht freigelassen werden dürfen“, sagte Velasco.
Die erste Mennonitin, die eine Beschwerde einreicht
Víctor Hugo Velasco berichtete, dass María H. die erste Mennonitin sei, die eine Beschwerde einreicht. „Aufgrund ihrer Bräuche können mennonitische Frauen solche Entscheidungen nicht treffen, aber mit Hilfe ihres Vaters, der als Übersetzer diente, kam sie zur Menschenrechts-Vereinigung, um ihren Fall zu schildern“, sagte Velasco. In Plautdeutsch berichtete Maria von den Misshandlungen, die sie durch ihren Mann erlitten hatte. Im Mittelpunkt stand ein Ereignis aus dem Jahr 2019, als der Ehemann und sein Bruder sie im betrunkenen Zustand sexuell missbrauchten. Infolge des Übergriffs wurde die Frau mit einem Kind schwanger, das vor zwei Jahren geboren wurde und von dem sie behauptet, dass es der Sohn ihres Schwagers sei, weil er ihm körperlich ähnelt.
María hatte den Vorfall an die Koloniebehörden gemeldet, die aber nicht aktiv geworden waren, als die Männer begannen, sie einzuschüchtern. Im Oktober 2022 wurde María ins Krankenhaus eingeliefert, weil sie brutal geschlagen worden war. Von dort wurde sie von ihrem Ehemann entführt, so berichtete der Vater.
María, ihr Vater und ihre Familie leben derzeit nicht in der Kolonie Sabinal, da sie von den mennonitischen Behörden ausgewiesen wurden.
Ein Missbrauchsfall unter vielen
Der Fall der Mennonitin María H. R. reiht sich ein in die massiven Menschenrechtsverletzungen, die in den mennonitischen Kolonien von Manitoba (2011) angeprangert wurden. Vor Kurzem kamen neue Fälle in Las Piedras und Belize (2021) hinzu. Jetzt wurde ein mennonitischer Jugendlicher zu vier Jahren Haft im Centro Nueva Vida Santa Cruz Cenvicruz verurteilt, nachdem er für schuldig befunden wurde, junge Mädchen sexuell missbraucht zu haben, wobei er ein Spray zur Begehung der Tat verwendete.
Die Staatsanwaltschaft und die Sondereinheit zur Verbrechensbekämpfung (Felcc) hatten Ermittlungen wegen sexueller Übergriffe auf mennonitische Frauen im Teenageralter aus den Vierteln Belice und Piedras II in der Gemeinde Pailón durchgeführt.
Den Ermittlungen zufolge benutzte der verurteilte junge Mann zusammen mit anderen Freunden aus den Kolonien das Spray, um die Opfer in Schlaf zu versetzen und dann ihre Demütigungen an mehr als einem Dutzend Frauen zu begehen, so die Klagen der Eltern.
Großer Imageschaden
Die Frage ist: Wann kümmern sich Mennonitengemeinden, die sich für aufgeklärt halten, um diese Fehlentwicklungen? Auch schon aus einem Eigeninteresse hinaus, denn die schlimmen Vorfälle fallen, wie wir wissen, auf alle Mennoniten zurück. Unser Image erleidet heftige Blessuren.
Horst Martens / Quellen: página siete, eju!
Im Großen und Ganzen gebe ich dir recht! Aber dass die Medien einen Bezug zu den Mennoniten herstellen, liegt einfach daran, dass die Autorin des Buches „Die Aussprache“ sich expliziet auf die schlimmen Vorfälle in der Mennonitenkolonie in Bolivien bezieht. Also da darf man den Medien keinen Vorwurf machen!
Fragt man die Leute der Kolonie Manitoba in Bolivien nach den in diesem Artikel als „aufgeklärt“ bezeichneten Mennoniten, so erhält man die unmissverständliche Antwort, mit denen haben wir nichts zu tun. Nicht umsonst kommt der Begriff Mennoniten im Film „Die Aussprache“ nicht vor. Ich wundere mich, warum manche Medien hier mit Gewalt einen Bezug zu den Mennoniten herstellen wollen. Diese Leute haben sich doch von allem, was man unter mennonitisch versteht, also einem fortschrittlichen modernen Verständnis, wie es Jesus vorgelebt hat, abgespalten.
Wo Frauen und Männer nicht gleich geachtet und gleichberechtigt sind, wenn sie nicht gleichen Zugang zu allen „Ämtern“ haben, widerspricht das der Gewaltlosigkeit Gottes. Die ersten Täufer*innen erkannten das und so war es unter ihnen üblich, dass Frauen predigten und tauften. Leider wurde dann der Anpassungsdruck von außen so groß, dass vieles wieder aufgegeben wurde. Bei den „aufgeklärten“ Mennoniten ist es normal, dass kein Unterschied zwischen den Geschlechtern gemacht wird. Wurde doch der Mensch zu seinem (Gottes) Bilde geschaffen, als Mann und Frau, daher auch alldem was dazwischen ist.
Es besteht just kein Zugang zu Gruppierungen wie der Manitoba Kolonien in Bolivien die sich in eine ultraorthodoxe Welt zurückgezogen, weil die sich von allem zurückgezogen und vehement distanzieren was nicht ihrer Denkweise entspricht.