The White Mosque – Memoir von Sofia Samatar

Sofia Samatar ist eine amerikanische Autorin, die wir Mennoniten unbedingt kennen lernen sollten. Jetzt hat sie ein Memoir unter dem Titel „The Withe Mosque“ („Die Weiße Moschee“) veröffentlicht. Das Buch hat eine relevante mennonitische Komponente: Die Reise des Claas Epp Anfang des 19. Jahrhundert nach Zentralasien, um dort den aus dem Himmel herabsteigenden Christus zu empfangen.

Schweizer-deutsch-mennonitisch-muslimisch

Was treibt Sofia Samatar um, dieses Stück russlandmennonitischer Geschichte zu bergen? Samatars Vater ist der somalische Historiker Said Sheikh Samatar, ihre Mutter kommt aus einer mennonitischen Familie in North Dakota. Sie selbst beschreibt ihre Herkunft so: „Die Familie meiner Mutter ist schweizer-deutsch-mennonitisch, die meines Vaters somalisch-muslimisch.“ Sie besuchte eine mennonitische High School, studierte anschließend am ebenfalls mennonitischen Goshen College (Bachelor 1994) in Indiana und erwarb 1997 einen Master in afrikanischen Sprachen und Literatur der University of Wisconsin–Madison. Nach ihrem Abschluss heiratete sie den Schriftsteller Keith Miller und arbeitete als Englischlehrerin drei Jahre lang im heutigen Südsudan und anschließend neun Jahre lang in Ägypten. Nach der Rückkehr in die USA promovierte sie 2013 in arabischer Literatur an der University of Wisconsin mit einer Dissertation über den sudanesischen Dichter At-Tayyib Salih. Seither ist sie Assistant Professor an der California State University, Channel Islands in Camarillo.

Sofia Samatar, Foto: Wikipedia, Lizenz: Damdamdidilolo, Sofia Samatar (1) – Imaginales 2017, CC BY-SA 4.0 

2012 erschien Samatars erster Roman „A Stranger in Olondria“. Der Roman wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem World Fantasy und dem British Fantasy Award. Außerdem hat sie seit 2012 über zwei Dutzend Kurzgeschichten veröffentlicht.

Claas Epp und die Wiederkunft Christi

Nun ihr „Memoir“ (nicht ihre Memoiren) „Die weiße Moschee“, die bisher nur auf Englisch erscheint. Im Mittelpunkt die Geschichte von Claas Epp jr.: 1880 reiste eine Gruppe deutschsprachiger Mennoniten von Russland nach Zentralasien, wo ihr charismatischer Führer Claas Epp jr. die Wiederkehr Christi erwartet. Mehr als ein Jahrhundert später begibt sich Sofia Samatar auf eine Reise, die den Weg der skurillen Reisegruppe nachzeichnet. Fasziniert nimmt Samatar wahr, was aus den Reisenden geworden ist, nachdem die Wiederkehr des Gottessohnes ausblieb. Ein kleiner Rest der Gläubigen gründet ein kleines christliches Dorf im muslimischen Khanat von Chiwa. Das Dorf, das nach der weiß getünchten Kirche der Mennoniten Ak Metchet, „Die weiße Moschee“, genannt wurde, existierte bis Anfang der 30-er Jahre. „Hier war ein Ort, an dem sich Muslime und Mennoniten auf eine seltene und unverwechselbare Weise begegneten“, schreibt Shirley Hershey Showalter in „A foot in two worlds“ in Anabaptist Worlds. „Kein Wunder, dass die weiße Moschee eine somalisch-amerikanische mennonitische Schriftstellerin ansprach.“

Auf der Suche nach dieser kuriosen Geschichte entdeckt Samatar eine Vielzahl von Persönlichkeiten, deren Leben sich an der alten Seidenstraße kreuzen, von einem Astronomen-König aus dem 15. Jahrhundert über eine unerschrockene Schweizer Reisende in den 1930er Jahren bis hin zum ersten usbekischen Fotografen. Sie erforscht das zentralasiatische Kino, christliche Märtyrer und ihre eigene Erziehung als Tochter einer Schweizer Mennonitin und eines somalischen Muslims.

Horst Martens

Quellen: + Wikipedia, Sofia Samatar / + Shirley Hershey Showalter, „A foot in two worlds“, Anabaptist Worlds. / + www.sofiasamatar.com

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